ODIOUS – Die Bildhauergruppe
03. Juni – 19. August 2012
Eröffnung: Sonntag, 3. Juni 2012, 11.30 Uhr
Gruppe Odious vor ihrem Atelierhaus am Humboldthafen (1987).
Foto: Peter Fischer-Piel
Vor genau dreißig Jahren formierte sich 1982 an der Berliner Hochschule der Künste eine der weltweit ersten Vereinigung von ausschließlich plastisch arbeitenden Künstlern. Es waren abstrakt arbeitende Stahlbildhauer, die sich vorwiegend aus den Klassen von Bernhard Heiliger und David Evison rekrutierten. ODIOUS, wie sich die Gruppe mit selbstironischen Verweis auf die Widerständigkeit ihrer Materialien und Produktionsmethoden nannte (engl. „odious“ = hässlich, abstoßend), wurde in der westdeutschen Kunstszene schlagartig bekannt; ein Erfolg, der unter anderem durch den Kritiker Heinz Ohff sowie den Gründer der Berlinischen Galerie, Eberhard Roters, wesentlich befördert wurde.
So organisierte ODIOUS vor allem 1983/84 und 1998/89 Ausstellungstourneen durch verschiedene Museen und Kunstvereine, letztere unter der Schirmherrschaft und finanziellen Unterstützung des Berliner Kultursenators Volker Hassemer. Rückblickend hielt dieser fest: „ODIOUS bot die Möglichkeit, ein Berliner Phänomen aufzugreifen von Leuten, die in Berlin lebten, hier ausgebildet wurden und die Stadt in jeder Hinsicht in Gebrauch nahmen, vor allem im Hinblick auf ihre Materialien. Das war alles so, dass ich sagen konnte, die stehen gut für Berlin. Es war eine Kunst, in der die Stadt erkennbar war.“
Ihr Material besorgten sich die Künstler auf den Schrottplätzen der ummauerten Stadt und revitalisierten eine vorwiegend angloamerikanische Tradition der abstrakten Stahlskulptur wie sie von David Smith, Anthony Caro, Alexander Calder bis hin zu Philip King reicht, der 1979/80 eine Gastprofessur an der HdK ausübte und bei dem auch einige der Gruppenmitglieder studiert hatten.
ODIOUS galt in ihrer Zeit als skulpturaler Gegenentwurf zur figurativen, subjektbetonten Malerei der „Jungen Wilden“, mit der Berlin in den 1980er Jahren vor allem verbunden wurde. Nach der Wiedervereinigung löste sich die Gruppe weitgehend auf. Die Ausstellung im Georg-Kolbe-Museum konzentriert sich auf die Jahre 1982 bis 1989, auch im Sinne der Historisierung eines Phänomens, doch beleuchtet sie gleichermaßen das gegenwärtige Schaffen ihrer Mitglieder.
Zur Gruppe ODIOUS zählten Gisela von Bruchhausen (*1940), Klaus Duschat (*1955), Klaus H. Hartmann (*1955), Gustav Reinhardt (*1950), Hartmut Stielow (*1957) und David Lee Thompson (*1951).
Zur Ausstellung erscheint ein Katalog mit einer kritischen Würdigung der Gruppe ODIOUS durch Robert Kudielka, der das Schaffen der Künstler seit ihrer Gründung als aktiver Zeitzeuge begleitet hat.
Ausstellung und Publikation werden realisiert mit freundlicher Unterstützung der Stiftung Deutsche Klassenlotterie. Berlin.
Samstag, 16. Juni 2012, 16 Uhr
Robert Kudielka und Marc Wellmann im Gespräch in der Ausstellung “ODIOUS – Die Bildhauergruppe”
FÜHRUNGEN
Öffentliche Führungen jeden Sonntag, 14 Uhr.
Individuelle Führungen können unter 030 – 3042144 gebucht werden.
(2,- Euro zzgl. Museumseintritt)
Weitere Informationen:
www.gruppe-odious.de
de.wikipedia.org/wiki/Hartmut_Stielow
PRESSESTIMMEN (Auswahl)
„Gibt es Berliner Kunst? Die Großausstellung „Based in Berlin“ versuchte im letzten Sommer eine Bestandsaufnahme, kürzlich legte das Künstlerhaus Bethanien mit „Berlin. Status“ nach. Beide Präsentationen waren so zerfasert und globalisiert wie die Stadt nun mal ist. Da hat es das Georg-Kolbe-Museum leichter. Es würdigt mit seiner Retrospektive der Bildhauergruppe Odious sechs Künstler als historisches West-Berliner Phänomen.“ (Anna Pataczek, 15. Juni 2012)
„30 Jahre liegen diese Anfänge nun zurück, und so gestaltete sich die Vernissage im ehemaligen Wohn- und Atelierhaus des Bildhauers Georg Kolbe in idyllischer Lage unweit der Heerstraße zu einem kunsthistorischen Veteranentreffen der besonderen Art. Die Anwesenheit aller sechs ursprünglichen Gruppenmitglieder (zeitgleich mit dem Mauerfall gingen einige von ihnen eigene Wege) wie auch der gezeigte repräsentative Schaffensquerschnitt sorgten für regen Zustrom von Fans, Kollegen und Zeitgenossen.“ (Irena Nalepa, 25. Juni 2012)
„Jubiläen kann man in der Pfeife rauchen. Manchmal sind sie aber auch ein willkommener Anlass, um Altes aus der Mottenkiste zu holen und neu zu bewerten wie im Fall einer Ausstellung im Georg-Kolbe-Museum über eine Bildhauergruppe aus den achtziger Jahren.“ (Ulrike Mattern, 1. Juli 2012)
„Eine sehenswerte Schau…lässt jüngere Künstler alt aussehen!“ (Andrea Hilgenstock, 1. August 2012)
„Die Arbeiten der Gruppe ODIOUS wurden im Berlin der 1980er Jahre als skulpturaler Gegenentwurf zur Malerei der „Jungen Wilden“ und ihren figurativen Gemälden gesehen, auf denen Figuren die Hauptrolle spielten. So positionieren sich die schweren Granitblöcke und rostigen Stahlträger von Hartmut Stielow in einen Zusammenspiel ihrer Kräfte, die ausgeschnittenen Stahl-Reliefs der Künstlerin Gisela von Bruchhausen scheinen federleicht über dem Boden zu schweben und David Lee Thompson baut spielerische Assemblagen aus Rohren, Gitterblechen und Platten.“ (Barbara Borek, 25. Juli 2012)
„ODIOUS galt in ihrer Zeit als skulpturaler Gegenentwurf zur figurativen, subjektbetonten Malerei der „Jungen Wilden“, mit der Berlin in den 1980er Jahren vor allem verbunden wurde.“
„Wie Hässliches schön wird – Werke der Berliner Bildhauer.“
„Schon der Name sorgte für Aufmerksamkeit: „Odious“, englisch für „hässlich“, nannte sich eine Künstlergruppe, die sich vor genau 30 Jahren an der Berliner Hochschule der Künste gründete und in der westdeutschen Kunstszene schlagartig bekannt wurde.“