BRONZETTI VENEZIANI
26. Oktober 2003 - 11. Januar 2004
Die venezianischen Kleinbronzen der Renaissance aus dem Bode-Museum Berlin
Die Skulpturensammlung zu Gast im Georg-Kolbe-Museum
Die Skulpturensammlung der Staatlichen Museen zu Berlin ist derzeit wegen der Renovierung des Bode-Museums geschlossen. Etliche Großskulpturen sind seit einiger Zeit in der Wandelhalle der Gemäldegalerie aufgestellt. Im Georg-Kolbe-Museums wird in einer Sonderausstellung eine Auswahl italienischer Kleinplastik gezeigt: der kostbare Bestand an venezianischen Bronzen.
Die Sammlung italienischer Kleinbronzen wurde vor allem im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert durch Wilhelm von Bode, den langjährigen Direktor der Skulpturensammlung und Pionier der Bronzen-Forschung zusammengetragen.
Mit Leidenschaft und Kennerblick baute er den mageren Bestand an nachantiken Kleinbronzen aus der Brandenburgisch-Preußischen Kunstkammer aus. Vor allem in der Kunstmetropole London, machte er seine Ankäufe; etliche Werke gelangten auch als Geschenke Berliner Sammler, die ihrerseits durch Bode beraten worden waren, ins Museum.
Die Kleinbronzen der Renaissance aus Venedig und der Nachbarstadt Padua nehmen einen wichtigen Platz in der italienischen Bildhauerei ein. Den Anstoß zur Wiederbelebung der Bronzeplastik hatte der große Florentiner Donatello gegeben, der von 1443 bis 1453 in Padua wirkte und dort das erste bronzene Reiterstandbild der Neuzeit schuf. Das intellektuelle Klima der Universitätsstadt Padua, damals das Zentrum der Altertumsforschung, förderte die Herstellung anspruchsvoller Kleinbronzen, besonders antikischer Thematik. Nach dem Mittelalter orientierte man sich nun einerseits an der Natur, andererseits an der Antike. In wohl keiner anderen Kunstgattung werden diese beiden Inspirationsquellen so vollkommen miteinander verschmolzen wie in der Bronze-Kleinplastik. Diese Werke waren nicht für repräsentative Zwecke gedacht, sondern dienten in erster Linie dem Schmuck des häuslichen Bereichs; häufig wurden sie im Studierzimmer aufgestellt.
In der Berliner Sammlung sind alle namhaften Bronzebildner, die während der Renaissance im Veneto tätig waren – wie Andrea Riccio, Severo da Ravenna, Jacopo Sansovino, Alessandro Vittoria oder Niccolò Roccatagliata – vertreten. Die Skulpturensammlung besitzt eine beachtliche Anzahl von Hauptwerken, darunter auch mehrere Unikate.
Die Ausstellung, die über 80 Exponate umfasst, soll neben einem kunstgeschichtlichen Überblick auch die Vielfalt der bildnerischen Themen vor Augen führen. Sie ist in folgende Sektionen gegliedert: Das Vorbild der Antike – Bronzen für den Schreibtisch des Gelehrten – Antike Götter – Biblische Themen – Kinderfiguren – Tiergestalten – Türklopfer. Die aufwendige Technik des Bronzegusses wird anhand Modellen veranschaulicht, die die Berliner Bronzegießerei Noack hergestellt hat.
Nach der umfassenden, prachtvollen Bronzen-Präsentation in der Ausstellung “Von allen Seiten schön”, die 1995 aus Anlass des 150. Geburtstages von Wilhelm von Bode im Alten Museum gezeigt wurde, wird nun auf einen wichtigen Ausschnitt aus dem Gesamtpanorma verwiesen, bei dem die Kollektion der Berliner Skulpturensammlung besonders glänzt.
Das Katalogbuch, das gleichzeitig den – seit Bode – ersten Bestandskatalog dieses Sammlungsschwerpunkts darstellt, präsentiert die neuesten Forschungsergebnisse und stellt auch eine kurze Entwicklungsgeschichte der Gattung und nicht zuletzt einen Abriß der wechselvollen Sammlungsgeschichte vor. Nach Berlin soll die Ausstellung in Venedig, Wien und Washington gezeigt werden.
Begleitet wird die Ausstellung im Georg-Kolbe-Museum durch ein Rahmenprogramm mit thematischen Führungen (So. 15 Uhr u. nach telef. Anmeldung), Kinderkursen und Musik der italienischen Renaissance.
Der Katalog, in dem sämtliche Exponate farbig abgebildet sind, erscheint im DuMont-Verlag
(Preis: 29,90 €)