Die Kunstkammer im Georg-Kolbe-Museum, No. 1 – Dennis Feddersen
18. Januar – 13. April 2009
Raumgreifend im wahrsten Sinne des Wortes sind die Arbeiten von Dennis Feddersen, für die er mit unterschiedlichen Materialien experimentiert: mit biegsamem Schichtholz etwa, das in großen Streifen wellenförmig und ineinander verknäuelt eine Fassade entlang wuchert, oder mit verschiedenen Kunststoffen. Flexibilität ist ein entscheidendes Kriterium der Materialien, die Dennis Feddersen im Kontext seiner Auseinandersetzung mit den Möglichkeiten des Skulpturalen bevorzugt.
Seine Skulpturen richtet er im Sinne einer fortdauernden Versuchsanordnung immer wieder neu aus und reagiert mit ihnen auf die Gegebenheiten vorgefundener Architekturelemente. So wird zum einen der Raum selbst, in dem sich die Arbeiten ausbreiten, zum Thema. Darüber hinaus stellt Dennis Feddersen mit einem Augenzwinkern nichts weniger als die Gattung der Skulptur an sich zur Disposition.
Mit den biegsamen Schläuchen unterschiedlichen Durchmessers und verschiedener Länge hat Dennis Feddersen das System einer ‚intelligenten Skulptur’ entwickelt, die sich einerseits anpassen kann und dennoch eigenständig, wenn nicht gar widerständig ist. Wie den Kampf Laokoons mit den Schlangen kann man sich einen Kampf mit der Skulptur vorstellen. Die Verschlingungen der vielfachen Enden der ‚Skulptur‘ sind dem Auge kaum nachvollziehbar, es wird kein Zentrum erkennbar, von dem die Schläuche ausgehen oder auf das sie zulaufen. Diese Dezentralität ist ein entscheidendes Kriterium: In der rhizomähnlichen Struktur gibt es keine Hierarchien, es gibt keine Vorder- und Rückseite, kein Oben und Unten. Alle Elemente sind gleichberechtigt und endlos rekombinierbar, so dass praktisch jeder Ort zum Ort für diese Skulptur werden kann.
Seine Arbeiten sind wie Parasiten, die sich einen Raum erschließen, massiv in ihn eingreifen und ihn unter Umständen seiner eigentlichen Funktion entheben, indem sie ihn z.B. unbetretbar machen oder Sichtachsen versperren. Zugleich gehen diese Parasiten eine Symbiose mit dem Raum bzw. mit einzelnen Architekturelementen ein, auf die sie reagieren: Die ‚Skulptur‘ braucht die Architektur, um überhaupt existieren zu können, und die Architektur profitiert insofern von diesem Eingriff, als ihr ganz neue visuelle und räumliche Qualitäten hinzugefügt werden.
(Christine Heidemann, Berlin, 2007)
PRESSESTIMMEN
Tagesspiegel
„Kurz & Kritisch: Vorbei an den Bronzefiguren von Georg Kolbe gelangt man zur Kunstkammer. Der etwa drei mal drei Meter kleine, aber hohe Raum im Untergeschoss des Georg-Kolbe-Museums soll zukünftig Projektraum für zeitgenössische Bildhauerpositionen sein. Den Anfang macht Dennis Feddersen mit einer wuchernden Sperrholzskulptur.“ (Jens Hinrichsen)
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