Georg Kolbe und der Erste Weltkrieg
14. September - 16. November 2014
Eröffnung: Sonntag, 14. September 2014, 11 Uhr
Georg Kolbe als Flugschüler, 1915, Flugplatz Bork bei Beelitz
Foto: Privatbesitz
Bevor im November 2014 die umfangreichen Sanierungsarbeiten im Georg Kolbe Museum beginnen und das Haus für ein halbes Jahr schließen muss, bietet sich noch einmal die Gelegenheit zur Besichtigung. Neben einem umfassenden Überblick über die Sammlung wird der Fokus anlässlich des Kriegsausbruches vor 100 Jahren auf Georg Kolbes bildhauerischer Tätigkeit während des Ersten Weltkrieges liegen.
Georg Kolbe und der Erste Weltkrieg
Die Ausstellung zeigt in Dokumenten, Briefen, historischen Fotografien und Werkentwürfen das Arbeiten des Bildhauers während des Ersten Weltkrieges und seine Reaktionen auf den Ausbruch des Krieges. Sie ist Teil einer Ausstellungsreihe verschiedener Museen, die sich unter dem Titel „Bildhauer sehen den Ersten Weltkrieg“ mit dieser Thematik befassen, begleitend erscheint ein gemeinsamer Katalog, u.a. auch mit Texten über Ernst Barlach, Gerhard Marcks und Edwin Scharff.
Im November 1914 schrieb der Bildhauer Georg Kolbe (1877–1947) an einen Freund, er habe eine Pilotenausbildung begonnen, um aktiv am Kriegsgeschehen teilzunehmen. Zu einer Einberufung kam es zunächst jedoch nicht. Erst 1917 wurde Kolbe zum Militärdienst eingezogen, er blieb jedoch von Fronteinsätzen verschont. Man versetzte ihn in die Türkei nach Konstantinopel, wo er eine zweifigurige Gruppe realisierte, die an frühere Denkmalsentwürfe des Künstlers anknüpft. Diese wie auch weitere, teilweise nicht ausgeführte Projekte zeigen, wie schwer es dem jungen Bildhauer zu dieser Zeit fiel, sein bildhauerisches Thema – der ideale menschliche Akt – einer politischen Aussage unterzuordnen. Er selbst schrieb als Antwort auf eine Umfrage von 1915 „Wie gestalten wir die Denkmäler für unsere gefallenen Helden?“: „Man unterdrücke das Schwülstige, Prahlerische, denn ein Völkerschlacht-Bismarcktum-Bombenstil wird anmaßend auftreten. Der wohlbekannte deutsche Begriff ‚kolossal’ darf nicht zum Ausdruck kommen. Dann ist schon viel gerettet.“
Sammlungsausstellung
Georg Kolbes ikonische Figur „Morgen“, berühmt geworden durch die Aufstellung im Wasserbecken von Mies van der Rohes Barcelona-Pavillon, wird ebenso ausgestellt sein, wie ihr Pendant „Nacht“ von 1926 – von der ein Guss im Lichthof von Hans Poelzigs Haus des Rundfunks steht. Die tänzerisch bewegten Aktfiguren Georg Kolbes stehen im stillen Dialog mit der modernen Architektur, die in den 1920er-Jahren international einen Höhepunkt erreichte, der nicht zuletzt durch die stilistischen Neuerungen des Bauhauses beflügelt wurde. Georg Kolbes Atelierbau von 1928/29 spiegelt diese Begeisterung für das Neue Bauen wider. Bis heute strahlt die klare Anlage den lichten Geist der Moderne aus. Komplexe Beziehungen von Innen und Außen schaffen Räume von luzider Schönheit und einer dem Menschen zugewandten Proportion. Georg Kolbes Lebensthema war der nackte Mensch. Seine figürliche Aktplastik widmet sich einer inneren Harmonie von Körper und Geist, die der Künstler in teils ausdrucksstarken und sehr spannungsvollen Gesten zu fassen vermag. In verschiedenen Werkphasen fand er immer neue Formulierungen, die durch eine formale Reduktion zum Wesentlichen vordringen und dadurch die moderne Bildhauerei in Deutschland begründen.