Max Klinger. Auf der Suche nach dem neuen Menschen
10. Juni - 02. September 2007
„Der Kern- und Mittelpunkt aller Kunst bleibt der Mensch und der menschliche Körper. Das Studium und die Darstellung des Nackten sind das A und das O jeden Stils.“
(Max Klinger, 1891)
In seiner 1891 erstmals publizierten kunsttheoretischen Schrift „Malerei und Zeichnung“ legte Max Klinger ein nachhaltiges Plädoyer für die Darstellung des nackten menschlichen Körpers ab. In der Tradition von Antike und Renaissance sah er darin die höchste Aufgabe der Kunst. Er kritisierte die körperfeindliche Prüderie und falsche Schamhaftigkeit seiner Zeit und forderte ein natürliches Verhältnis zum Körper, das dem Künstler Aktdarstellungen ohne „Feigenblatt“, ohne Idealisierung und ohne Legitimation durch allegorische oder mythologische Sinngehalte ermöglichen sollte.
Klingers Anschauung steht im Kontext der Lebensreformbewegung, die am Ende des 19. Jahrhunderts alle gesellschaftlichen Bereiche durchdrang. Als Reaktion auf eine rasant fortschreitende Industrialisierung und Technisierung der Umwelt kam der Wunsch nach einer (Wieder-)Versöhnung von Mensch und Natur auf. Ziel der Bestrebungen war die Konstituierung eines neuen Verhältnisses des Menschen zum eigenen Körper, zur Nacktheit, zur Sexualität sowie der beiden Geschlechter zueinander.
Mit seinem Werk lieferte Klinger einen wesentlichen Beitrag zur Formulierung eines modernen Menschenbildes. Seine Gemälde und Skulpturen verdeutlichen eine Abkehr von der traditionellen akademisch-idealisierenden Figurenauffassung. Sie zeigen den Menschen in einer damals zum Teil als schockierend empfundenen Natürlichkeit. In den Gemälden dominiert die Darstellung des nackten Körpers in der Natur unter den Bedingungen der Freilichtmalerei. Auch in der Plastik spielt der Akt eine zentrale Rolle. Klinger thematisiert Leitmotive der Moderne, wie den Tanz, den athletischen Männerkörper und den Geschlechterkampf. Den Torso entdeckt er als eigenständiges Motiv der Bildhauerei. Mit einer Reihe herausragender Bildnisse setzt er im Porträtschaffen seiner Zeit neue Akzente.
Um 1900 zählte Klinger zu den bedeutendsten modernen Künstlern und beeinflusste Vertreter der jüngeren Generation wie Georg Kolbe und Max Beckmann. Diese Tatsache wurde von der Forschung bislang nur unzureichend beachtet. Noch immer gilt Klinger vor allem als Erneuerer der grafischen Kunst. Im Mittelpunkt soll nunmehr der Maler und Bildhauer stehen, dessen facettenreiches Menschenbild in mehreren Themenkomplexen aufgezeigt wird. Die Ausstellung präsentiert vor allem weniger bekannte Gemälde und Skulpturen sowie eine Auswahl an Studienzeichnungen; das Katalogbuch schließt auch verloren gegangene, unvollendete und nicht ausleihbare Werke mit ein.
Kuratorinnen:
Conny Dietrich (Leipzig) und Ina Gayk (Berlin) in Zusammenarbeit mit
Dr. Ursel Berger (Direktorin des Georg-Kolbe-Museum)
Zur Ausstellung erscheint das Katalogbuch
Max Klinger – Auf der Suche nach dem neuen Menschen
herausgegeben von Ursel Berger, Conny Dietrich, Ina Gayk
176 Seiten, Preis: 24,90 €
(E. A. Seemann Verlag Leipzig)
Pressekontakt:
Ihre Presseanfragen richten Sie bitte an Achim Klapp,
Tel. 030 – 25 79 70 126,
klinger@georg-kolbe-museum.de.
Gerne schicken wir Ihnen Bilder zur honorarfreien Verwendung zu.
FÖRDERER
Ausstellung und Katalog wurden ermöglicht durch die großzügige Unterstützung der Ernst von Siemens Kunststiftung und des
Freundeskreises Georg-Kolbe-Museum e. V
Die Ausstellung wird anschließend vom 30. November 2007 bis 2. März 2008 im Edwin Scharff Museum am Petrusplatz in Neu-Ulm zu sehen sein.