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Garten

Bei der Planung von Georg Kolbes Wohn- und Atelier­haus­ensemble ging der Architekt Ernst Rentsch sensibel auf die vor­ge­fundene land­schaftliche Situation ein. Das Grund­stück am Rande des Grune­walds war von einem ehe­maligen Waldweg durch­zogen, den hoch­gewachsene Kiefern flankierten. Vor dieser Aufgabe entschied sich der Architekt für die Errichtung zweier Bauten, die beid­seitig entlang der markanten Vegetation angelegt wurden. Auf diese Weise konnte ein bestehender Natur­raum erhalten und kultiviert werden. Vor Blicken von außen geschützt und beide Gebäude des Ensembles verbindend, diente er Georg Kolbe als Skulptur­en­garten und seiner Familie als privater Auf­ent­halts­bereich.

1/3 Der Garten nach Fertigstellung des Ensembles, 1930, Foto: Emil Leitner
1/3 Blick auf das Wohnhaus, 1934, Foto: unbekannt
1/3 Blick aufs große Atelier, 2016, Foto: Enric Duch

Als der heutige Museumsgarten noch Stück Grune­wald war, wuchsen dort neben wild aufgehenden Bäumen und Sträuchern vor allem Farne, Gräser und Blumen, die in bewaldeten Gegenden heimisch sind. Beim Entwurf des Ge­bäude­ensembles nahm der Architekt Ernst Rentsch, in enger Abstimmung mit dem Bauherrn Georg Kolbe, Rücksicht auf diesen Ursprung des Bau­lands: Anstatt, wie zunächst geplant, ein großes Gebäude zu errichten, das gleichsam Atelier und Wohnungen beinhalten sollte, wurden die Pläne ent­sprechend den Besonder­heiten des Grund­stücks angepasst. Den alten Waldweg flankierend wurden zwei sich gegen­über­liegen­de Bauten konzipiert. Die auf diese Weise erhaltene, in das Ensemble integrierte Grünfläche gliederte nicht nur die Natur unmittelbar an die Atelier- und Wohnräume an, sondern diente dem Bild­hauer auch als Skulpturen­garten, in dem er wechselnde Werke aufstellte, unter anderem um deren Wirkung im Außen­raum studieren zu können.

1935 wurde der Garten um einen Skulpturenhof ergänzt, in dem der Bildhauer von nun an die Präsenz großer Plastiken im archi­tektonischen Außen­raum erprobte. Durch Mauern und Pfeiler definiert fungiert der Hof als Übergangsbereich zwischen Architektur und Natur sowie beiden Bau­körpern des Ensembles. Letztere sind durch eine Mauer verbunden, die den Garten von der Straße abtrennt. Während die modernistische Architektur das Er­scheinungs­bild straßen­seitig klar dominiert, ist der Charakter des Innenraums wesentlich durch den Garten bestimmt. Dieser wurde mit einfachsten Mitteln, aber einer Menge Sorgfalt erschaffen. Mit Blick auf frühe Anpflanzungen wird das Bemühen Kolbes sichtbar, den Ur­sprung des Natur­raums als Waldfläche nach­voll­ziehbar zu halten. So ließ er hier weiterhin den Wild­wuchs von Birken und Ahorn­bäumen zu und bewahrte den ur­sprüng­lichen Charakter durch die Bei­behaltung und Kultivierung von Farnen und Wald­gräsern. Diese Vegetation ergänzte Kolbe durch die Pflanzung von Madonnen- und Türken­bund­lilien, die ihn an seine verstorbene Frau erinnerten, sowie durch Wild­rosen und Blau­regen als Kletter­pflanzen, an denen sich das Paar bei gemein­samen Urlauben in Italien erfreut hatten.

Nachdem der Garten in den Jahren 2002/03 eine erste denkmal­pfleger­ische In­stand­setzung erfuhr, erfolgte 2020 eine zweite Sanierung. Mit dem Ziel, sich gestalterisch wieder der ursprünglichen Erscheinung des einstigen Waldstücks anzunähern, wurden etliche Pflanzen entnommen, die nach Kolbes Zeit gepflanzt worden waren, zum Beispiel Rhododendren und Azaleen.  In Folge der 2021 abgeschlossenen jüngsten Über­arbeitung durch die Land­schafts­architekten Coqui Malachowska Coqui, die mit Mitteln der Stiftung Deutsche Klassen­lotterie erfolgen konnten, hat der Garten des Georg Kolbe Museums seinen natur­landschaft­lich­en Charakter zurück­er­langt und verweist damit heute auf jene Zeit, als das Berliner Westend noch Stadtrand war.