Die Geschichte des Georg Kolbe Museums beginnt 1947 mit dem Tod des Bildhauers Georg Kolbe (1877-1947). Anders als die meisten Künstler seiner Zeit, hat Georg Kolbe seinen Nachlass rechtzeitig geregelt. Sein Bildhaueratelier sollte der Öffentlichkeit zugänglich gemacht und sein künstlerisches Erbe dort gepflegt werden.
In den Jahrzehnten danach kamen weitere Nachlässe, Teilnachlässe und Werke von Bildhauerkolleginnen und Kollegen hinzu (Richard Scheibe, Renée Sintenis, Ernesto de Fiori, etc.) und damit auch eine Erweiterung des Ausstellungsprogrammes. Heute widmet sich das Museum neben der Klassischen Moderne auch der Zeitgenössischen Kunst und forscht nach Kontinuitäten und Brüchen.
Das Georg Kolbe Museum ist
von jeher ein von Frauen geführtes
Museum. Ein Unikum der
deutschen Museumsgeschichte
Der 1947 in Berlin verstorbene Georg Kolbe hatte testamentarisch verfügt, dass sein Haus sowie die in seinem Eigentum verbliebenen Werke, seine Kunstsammlung und seine Bibliothek erhalten bleiben sollten. Als „Sammelort“ seines Werkes sollte das ehemalige Bildhaueratelier öffentlich zugänglich gemacht werden. Um diese Aufgabe zu erfüllen, wurde 1949 die Georg-Kolbe-Stiftung gegründet, welche die Rechte am Werk des Künstlers innehat und noch heute Trägerin des Museums ist.
Kolbes Enkelin Maria Freifrau von Tiesenhausen 1969-1978
Unter der Nachfolgerin, Georg Kolbes Enkelin Maria Freifrau von Tiesenhausen, wurde ab 1970 die Ateliersituation beseitigt und eine Kolbe-Ausstellung mit Bronzefiguren eingerichtet. Da vor allem viele frühe Werke Georg Kolbes im Nachlass fehlten, wurden etliche posthume Güsse für das Museum hergestellt. In den 1970er-Jahren konnte der Hauptbestand der Zeichnungen aus Kolbes Nachlass aus Ost-Berlin (ehem. Deutsche Demokratische Republik) zurückgeführt werden. Kolbe hatte sie während des Krieges ausgelagert und es bedurfte einiger diplomatischer Bemühungen, bis sie wieder in ihr Stammhaus gelangen konnten.
Dr. Ursel Berger 1978-2012
1978 wurde die Kunsthistorikerin Dr. Ursel Berger Direktorin des Museums. Neben der Fortführung und Intensivierung der Erforschung des Werkes von Kolbe erweiterte sich der Fokus auf die Skulptur des 20. Jahrhunderts und ihre Geschichte. Das Museum entwickelte sich zu einem aktiven Forschungsort und Bildhauermuseum.
Das Wohnhaus der Familie von Kolbes einziger Tochter Leonore wurde in den 1970er-Jahren von der Stiftung Deutsche Klassenlotterie erworben und wird heute als Museumscafé genutzt. Durch Neuerwerbungen sowie zahlreiche Schenkungen und Dauerleihgaben konnte der Bestand des Museums seit 1980 verdoppelt werden. Im Mittelpunkt standen dabei weiterhin das Werk und der Nachlass Georg Kolbes.
Das Museum widmet sich
dem Erbe Georg Kolbes
mit Ausstellungen, Forschungsprojekten
und Publikationen
Das Museum besitzt rund 220 Werke von Georg Kolbe in Bronze und dazu zahlreiche Gipsmodelle, die als Vorstufen für den Bronzeguß gefertigt wurden. Außerdem befinden sich rund 1.000 Zeichnungen und Grafiken des Bildhauers (der ursprünglich als Maler ausgebildet worden war) und der schriftliche Nachlass (darunter Briefwechsel mit den Künstlerfreunden Karl Schmidt-Rottluff und Ernst Barlach etc.) in der Sammlung.
Das Museum erweiterte die Bestände aber auch durch Werke von deutschen Bildhauerkolleginnen und -kollegen aus der ersten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts. Der wichtigste Ankauf war der Nachlass des Bildhauerfreundes Richard Scheibe. In der Sammlung befinden sich darüber hinaus Arbeiten von Ernst Barlach, Rudolf Belling, Hermann Blumenthal, Ernesto de Fiori, August Gaul, Wilhelm Lehmbruck, Gerhard Marcks, Emy Roeder, Gustav Seitz und Renée Sintenis, ergänzt durch diverse schriftliche Nachlässe.
Um der anwachsenden Sammlung gerecht zu werden, wurde 1993–94 mit Mitteln des Landes Berlin durch die Architektengruppe AGP* ein Erweiterungsbau errichtet, der die Ausstellungsfläche mehr als verdoppelte und zudem ein großzügiges Depot in Museumsqualität bereitstellte. Seitdem verfügt das Georg Kolbe Museum über ca. 370 m² Ausstellungsfläche, die auf die Präsentation von Skulpturen ausgerichtet ist. Im Winterhalbjahr 2002/03 erfolgte eine behutsame Instandsetzung und Aufwertung der Gartenanlage, ebenfalls unter denkmalpflegerischen Gesichtspunkten. Seit dem Jahr 2000 unterstützt ein Freundeskreis das Museum.
Die Sammlung wächst und
das Museum wird erweitert.
Klassische Moderne und
Zeitgenössische Kunst werden
gezeigt
2008 trat Dr. Marc Wellmann die neu geschaffene Stelle des Ausstellungsleiters am Georg Kolbe Museum an. Der inhaltliche Schwerpunkt des Ausstellungsprogramms lag bis dahin vor allem auf der Bildhauerei der Vor- und Nachkriegsmoderne. Mittlerweile hat der Dialog mit der aktuellen Kunst ein größeres Gewicht erhalten. Es werden unter anderem regelmäßig Einzelausstellungen mit international bedeutenden Bildhauern der Gegenwart sowie thematische Gruppenausstellungen zur zeitgenössischen Skulptur durchgeführt.
Dr. Julia Wallner 2013 –
Im Frühjahr 2013 übernahm Frau Dr. Julia Wallner vom Kunstmuseum Wolfsburg die Leitung des Georg Kolbe Museums. Mit Ausstellungen wie Farbe Raum Farbe (2013), Renée Sintenis. Berliner Bildhauerin (2013/14), der Gruppenausstellung (u.a. Tomás Saraceno, Jeppe Hein, Alicja Kwade, Luca Trevisani, Thomas Schütte) Vanitas. Ewig ist eh nichts (2014), Ruprecht von Kaufmann. Fabel (2014), der ersten Retrospektive von Hans Arp in Berlin: Hans Arp. Der Nabel der Avantgarde (2015) öffnete sie das Museum einem breiteren Publikum.
Sie leitete eine umfassende Sanierung des historischen Bildhauerateliers ein und organisierte die finanziellen Mittel dafür. Im Sommer 2016 eröffnete das Museum mit der Ausstellung Auguste Rodin und Madame Hanako. Der französische Bildhauer und die Emanzipationsgeschichte der japanischen Tänzerin wieder. Ein Jahr darauf zeigte das Museum eine Sammlungspäsentation Im Netzwerk der Berliner Moderne zu Ehren Georg Kolbes. Der Zeichner und Bildhauer wäre 2017 140 Jahre alt geworden. Weitere Ausstellungen in den Jahren 2017 und 2018 waren u.a. Alfred Flechtheim. Kunsthändler der Moderne, DIE ERSTE GENERATION. Bildhauerinnen der Berliner Moderne und Zarte Männer in der Skulptur der Moderne.
Im Frühjahr 2019 widmet sich das Museum in Kooperation mit dem Haus am Waldsee Arbeiten des Künstlers Lynn Chadwick unter dem Titel Lynn Chadwick – Biester der Zeit. Lynn Chadwick, Katja Strunz, Hans Uhlmann.
Alle Fotografien sind aus dem Bildarchiv des Georg Kolbe Museums.