Zarathustra und Dionysos – Georg Kolbe zu Nietzsche
27. August - 29. Oktober 2000
Ausstellungseröffnung: Sa, 26. August 2000, um 18 Uhr im Rahmen der „Langen Nacht der Museen“
Die Schriften von Friedrich Nietzsche, dessen Todestag sich am 25. August 2000 zum hundertsten Mal jährt, hatten einen großen Einfluss auf bildende Künstler. Georg Kolbe setzte sich vom Beginn bis zum Ende seiner künstlerischen Tätigkeit immer wieder mit dem Phuiklosophen auseinander.
Als junger symbolistischer Maler und Zeichner war sein heroisches Menschenbild von Nietzsche geprägt. Von diesem „hohen Stil“ distanzierte er sich in seinen frühen plastischen Werken. Doch lassen Texte vom Anfang der zwanziger Jahre erkennen, dass der Künstler seine damligen Figuren – vor allem Tänzerinnen – auf Nietzsches Zarathustra-Dichtung bezog, in der z.B. Mädchen in „göttlichen Tänzen“ vorkommen.
Ohne Auftrag nahm sich Georg Kolbe 1927 vor, ein Nietzsche-Denkmal zu schaffen. Zuerst entwarf er Gedächtnishallen, in denen Figuren aufgestellt werden sollten. Als Alternativprojekt entwickelte er den „Ring der Statuen“, in dem gleichsam ein Kreis von Nietzsches „höheren Menschen“ zusammengekommen war. Der Skulpturenhof des Georg-Kolbe-Museums ist ein erster Probelauf für dieses Projekt, das erst posthum, ohne Nietzsche-Bezug in Frankfurt a.M. realisieert wurde. Die meisten Statuen aus Kolbes Spätwerk hängen mit dem „Ring der Statuen“ zusammen oder waren als Einzelfiguren für das Nietzsche Denkmal projektiert.
Für Kolbe konnte ein Denkmal nicht aus einer abbildenden Porträtstatue bestehen: Er sah es als seine Aufgabe, ein bildnerisches Symbol für das Schaffen des zu Ehrenden zu finden. Verschiedene Projekte hat Kolbe in großem Format getestet: einen Tanzenden, dessen Titel „Dionysos“ direkt auf Nietzsche verweist, ein aufsteigendes Paar sowie einen aufsteigenden Mann, der den Titel „Zarathustras Erhebung“ erhielt. Diese Figur ist ein Symbol des Aufwärtsstrebens, nicht eine Darstellung der Zarathustra-Gestalt aus Nietzsches Dichtung. An dem Projekt, von dem Kolbe mehrere kleine und vier überlebensgroße Fassungen ausführte, arbeitete er bis zu seinem Lebensende: die letzte Version blieb unvollendet. 1939 war Kolbes „Zarathustras Erhebung“ als Hauptfigur für die neue Nietzsche Gedenkhalle in Weimar vorgeschlagen worden; sie wurde jedoch von Hitler abgelehnt.
Die kleine Kabinett-Ausstellung zeigt Zeichnungen, Skulpturen, Fotografien sowie handschriftliche und gedruckte Texte. Die Spane reicht von einer Zarathustra-Zeichnung von 1899 bis zur Statuette „Tanzender Mann – Kleiner Dionysos“ von 1946.