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Forschung

Seit seiner Gründung arbeitet das Museum aktiv an der Pflege und Aufarbeitung des künstlerischen und schriftlichen Nachlasses Georg Kolbes, der zu den umfangreichsten Künstlernachlässen der Bildhauereigeschichte zählt. Das Museum versteht sich darüber hinaus als Forschungszentrum zur Geschichte der Skulptur der Moderne. Ein besonderer Schwerpunkt ist die Einbindung weiblicher Stimmen der frühen bildhauerischen Moderne in Deutschland, die im Museum unter anderem mit Werken von Renée Sintenis, Emy Roeder, Milly Steger, Genni Wiegmann-Mucchi und Marg Moll vertreten sind. Dank zahlreicher bedeutender Teilnachlässe in der Museumssammlung ist ein umfassender Rückblick auf die Skulpturgeschichte der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts möglich.

1/4 Depot des Georg Kolbe Museums, 2020, Foto: Jürgen Keiper
1/4 Depot des Georg Kolbe Museums, 2020, Foto: Carolin Jahn
1/4 Notizhefte und Familienfotos aus dem Nachlass, Foto: Steffen Roth
1/4 Kalender Georg Kolbes, Foto: Nikolaus Hausser

Aktuelle Forschungsprojekte

Georg Kolbe im Nationalsozialismus. Kontinuitäten und Brüche im Leben, Werk und Rezeption

Der in seiner Komplexität und im Grad der Überlieferung einzigartige Nachlass Georg Kolbes dokumentiert Kontinuitäten und Brüche eines Künstlerlebens in vier politischen Systemen. Herausragendes Desiderat ist bisher die vertiefte Auseinandersetzung mit Kolbes künstlerischem Schaffen und gesellschaftlichem Handeln im Nationalsozialismus. Um dieser wichtigen Forschungsaufgabe gerecht zu werden, hat das Museum im Herbst 2021 eine Expertenrunde ins Leben gerufen, die anhand uneingeschränkten Zugangs zu dem gesamten dokumentarischen Nachlass die Selbstvermarktungsstrategien, die Kommunikation mit und das Agieren am Kunstmarkt, den Umgang mit öffentlichen und privaten Aufträgen, die Ausstellungsbeteiligungen und vieles mehr untersuchte. Mehr Informationen

Die Tagungspublikation „Georg Kolbe im Nationalsozialismus. Kontinuitäten und Brüche im Leben, Werk und in der Rezeption“ ist beim Gebr. Mann Verlag erschienen und ab sofort über den Museumsshop, den Buchhandel oder den Verlag erhältlich.

Projektleitung: Dr. Julia Wallner und Dr. Elisa Tamaschke

Der „zweite“ Nachlass

Ein bedeutender Teil des schriftlichen Nachlasses Georg Kolbes wurde im Lauf der 1970er-Jahre von Kolbes Enkelin, Maria von Tiesenhausen, nach Vancouver verbracht, wo diese lange Zeit lebte. Von 1969 bis 1978 leitete sie das Georg Kolbe Museum. 2019 verstarb sie im Alter von 90 Jahren. Bei der Sichtung ihres Nachlasses zeigte sich die große Menge an Dokumenten und Werken des Künstlers, die sich bei ihr in Kanada befunden hatten und rechtmäßig der Georg Kolbe Stiftung gehören. Mit Rückführung nach Deutschland im Frühjahr 2020 ist der Nachlass Georg Kolbes erstmals seit über 50 Jahren wieder vereinigt. Für die Kunstgeschichte des 20. Jahrhunderts handelt es sich um einen überaus bedeutenden Nachlassfund, der in diesem quantitativen und qualitativen Ausmaß seinesgleichen sucht. Die in Kanada vorgefundenen Objekte sind ein wesentlicher Teil von Kolbes Nachlass. Sie erlauben es, den Künstler in seinen Arbeitsprozessen und künstlerischen Ambitionen, aber auch als Persönlichkeit neu und präziser zu verorten. Zeithistorisch umfassen die Dokumente die Jahre von ca. 1900–1947 und damit die für die deutsche und europäische Geschichte entscheidendsten Jahrzehnte des 20. Jahrhunderts. Sie geben wichtigen Aufschluss über die von Ambivalenzen geprägte Lebensrealität eines Künstlers in diesen Jahren. Mehr Informationen

Projektleitung: Dr. Elisa Tamaschke

Verzeichnis der Skulpturen

Aktuell wird im Museum ein umfassendes Verzeichnis von Georg Kolbes Skulpturen erarbeitet, das die in den letzten Jahrzehnten im Georg Kolbe Museum gewonnenen Forschungsergebnisse wissenschaftlich und systematisch zusammenfasst. Es wird ca. 800 gesicherte Werke vorstellen und zu Beginn des Jahres 2024 digital zugänglich machen. Mit den Inhalten aus dem bereits online recherchierbaren Sammlungsbestand des Museums vernetzt, wird das Verzeichnis einen umfassenden Einblick in das Schaffen eines der prägendsten deutschen Bildhauer des vorigen Jahrhunderts erlauben. Als fortlaufendes Forschungsprojekt angelegt wird es kontinuierlich aktualisiert und ergänzt.

Bearbeitung: Thomas Pavel

Das Verzeichnis der Skulpturen wird mit freundlicher Unterstützung der Hermann Reemtsma Stiftung und der Ernst von Siemens Kunststiftung realisiert.

Wissenschaftliche Expertisen zu einzelnen Werken Kolbes erstellt Frau Dr. Ursel Berger. Anfragen können an Thomas Pavel gerichtet werden.

Erschließung der Museumssammlung

Seit 2013 wird der künstlerische Nachlass von Georg Kolbe mit der finanziellen Unterstützung des Landes Berlin wissenschaftlich erschlossen, digitalisiert und in der museumseigenen Datenbank Kolbe Online sowie in der Deutschen Digitalen Bibliothek (DDB) sukzessive veröffentlicht. Neben Skulpturen, Zeichnungen, Gipsmodellen und Druckgrafiken Kolbes wird hier auch die umfangreiche Sammlung historischer Werkfotografien zugänglich gemacht, die den Entstehungsprozess seiner Kunst eindrucksvoll dokumentiert. Mehr Informationen

Projektleitung: Carolin Jahn