Kunstkammer im Georg-Kolbe-Museum No. 8– Venske & Spänle
02. Juli – 10. Oktober 2010
Eröffnung: Donnerstag 01. Juli 2010, 18 Uhr
Künstlergespräch zwischen Venske & Spänle und Dr. Marc Wellmann, Ausstellungsleiter des Georg-Kolbe-Museums
Das Künstlerpaar Julia Venske (*1971) und Gregor Spänle (*1969) bearbeit weißen Marmor zu abstrakten Gebilden, deren prall gespannte Außenhaut zunächst an einem amorphen Stoff aus der Plastikindustrie denken lässt. Erst beim Ertasten erfährt man die Kühle und Härte des althergebrachten Bildhauermaterials, das in einem aufwändigen Arbeitsprozess die Anmutung organischer Weichheit und Veränderlichkeit erhalten hat. Die mittlerweile auf über 200 Objekten angewachsene Population von Marmor-Wesen wird von Venske & Spänle in durchaus humorvoll gemeinter Anlehnung an die wissenschaftliche Nomenklatur in verschiedene Gattungen aufgeteilt. Dazu zählen vor allen die kleineren, häufig in Gruppen auftretenden „Smörfs“ sowie die als Individuen gestalteten, größeren „Gumpfoten“, von den Gumpftot-Freund im Hof des Georg-Kolbe-Museums steht. Aus diesen Grundarten haben sich die dann noch „Sauger“, „Orophyten“ und die „Helothrophen“ entwickelt. Letzere Werksgruppe benötigt einen „Wirt“ um als Skulptur vollständig zu sein, entweder einen Raum, eine Person oder einen Alltagsgegenstand.
Die Installation „Voyage Congolaise“ in der Kunstkammer des Georg-Kolbe-Museums basiert auf einer Reise des Künstlerpaars in das schwarze Herz Afrikas. Wie bei früheren Reisen nahmen Venske & Spänle mehrere ihrer Geschöpfe mit, um dann am Ende dort als Zeugnis einer anderen Kultur hinterlassen zu werden. In anderen Fällen produzierten sie sie auch vor Ort. Im Kongo blieb eine Steinskulptur im Tausch für die hier mit ausgestellten zwei Nagel-Fetische.
Der Film „Voyage Congolaise“, der im Rahmen dieses Projekts entstand, zeichnet ein Bild der Flusslandschaft des Kongo, abseits der durch die Medien verbreiteten Klischees. Der Fluss Kongo erstreckt sich über 4.400 km als der größte, zweitlängste und wasserreichste Strom Afrikas und als der zweitwasserreichste der Erde. Durch den Klang der Musik wird der Betrachter in den Sog der zentralafrikanischen Metropole Kinshasa hineingezogen. Geistergleich erscheinen auf vorbeigleitenden Booten „Gumpfoten“. Voller Neugier erkunden sie horchend ihre Umwelt. Parallel hierzu werden die beiden auf dem gekenterten Lastkahn geborgenen „Smörfs“ von den Menschen des Landes in ihrer eigenen Sprache (Lingala) beschrieben, herumgefahren und zu verschiedensten Zwecken in den Dienst genommen, wie ein natörlicher Bestandteil ihres Alltags. Erst nach Fertigstellung des Films hat sich der in der Kunstkammer ausgestellte „Gumpftot“ in Marmor konkretisiert und in einen „Helothroph“ mit Eimer verwandelt.
Webseite der Künstler:
www.eingriff.com
PRESSESTIMMEN
Tagesspiegel
„Afrika im Wohnzimmer: Julia Venske und Gregor Spänle im Kolbe-Museum Sieht gemütlich aus, diese Wohnzimmerecke, die sich das Georg-Kolbe-Museum in seiner Kunstkammer eingerichtet hat. “ (Annabelle Seubert)
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